Der Saal des Jugendheims ist an diesem Samstag besonders geschmückt: Früchte, Blumen, eine Bibel, Kerzen, Rasseln, Zucker, Fahnen und Bilder sind als Symbole des Landes zusammengetragen. Ein Bild von Che Guevara ist auch dabei, ebenso selbstverständlich die blau-weiß-rote Fahne Kubas mit dem roten Stern.
Am Vormittag übte Klavierlehrerin Katrin Richter-Kröning mit den 40 Frauen aus den acht Gemeinden des Kirchenkreises Halle die Lieder der Liturgie. An ihren Rhythmen kann man erkennen, dass sie aus der Karibik kommen. Am Nachmittag lernten die Frauen den Tanz „Somos todos hermanos“ (Wir sind alle Brüder) und einen besonderen Halleluja-Ruf mit Gebärden.
Wie schon in den vergangenen Jahren war wieder Renate Schröder aus Bünde zu Gast. „Ich bin seit 15 Jahren die Beauftragte des Kirchenkreises Herford für die Weltgebetstagsarbeit“, berichtete sie. Zweimal ist sie im vergangenen Jahr auf eigene Kosten nach Kuba gereist. Was sie dabei erlebt hat, gab sie nun in Wort und Bild an die Frauen weiter. Von der Geschichte des Landes und der politischen Entwicklung berichtete sie. Sie erinnerte an den Anbau des Zuckerrohres dort und die Sklavenhaltung früherer Jahrhunderte. Sie erzählte von den Machthabern, dem Diktator Fulgencio Batista y Zaldívar, dem Rebellen Ernesto Rafael Guevara de la Serna (den die Welt als Che Guevara kennt) und Fidel Castro. „Fidel ist Kuba, Raoul ist nur sein Bruder“, zitiert Renate Schröder die Kubaner.
Sie berichtete aber auch, dass die einfachen Leute auf der Karibikinsel daran zweifeln, dass die Lockerungen des Wirtschaftsembargos durch die Vereinigten Staaten ihre Lebensumstände tatsächlich verbessern werden. Auf Kuba gibt es Lebensmittelmarken, die bis heute für Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis, Salz oder Kaffee erforderlich sind. „Das Gesundheitssystem an sich ist ganz gut dort“, erläuterte die Bünderin. „Aber Medikamente sind nicht zu bekommen“, fügte sie hinzu. Je mehr Kuba sich entwickle, desto mehr stiegen auch die Preise.
Die Liturgie des Gottesdienstes stand am Nachmittag im Mittelpunkt des Interesses. Sie rankt sich um Kubas Mädchen, Mütter und Großmütter. Sie erzählen von Gewalt gegen Frauen, aber auch von hoffnungsvollen Entwicklungen, von Selbstständigkeit und Mut. Das Motto „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ zeige, dass Gott alle Menschen wie Kinder an die Hand nehme und bei sich aufnehmen möchte. Das Motto lenke den Blick auf die junge Generation, sagte Pfarrerin Birgit Gillmann. Die Älteren hoffen, dass die Kinder in ein besseres Leben, in eine gute neue politische Situation hineinwachsen.
Die Kubanischen Frauen empfehlen, die Gemeinde vor dem Gottesdienst mit Kaffee und Zitronenlimonade, mit kubanischer Musik, Bildern vom alltäglichen Leben in Kuba und Informationen über das Land zu begrüßen. Das entspreche der kubanischen Tradition. (fra)