Auch wenn Judentum, Christentum und Islam als die abrahamitischen Religionen angesehen werden, also alle auf Abraham als Stammvater zurückgehen, so sei doch nur im Christentum der Mensch ein partnerschaftliches Gegenüber Gottes. „Nur das Christentum kennt den einzigartigen Wert und die unvergleichliche Würde des Menschen“, so Diehl. Nirgendwo werde der Mensch größer gedacht als in der Bibel. Für ihn fokussiere die Geschichte vom verlorenen Sohn nicht auf das Schicksal des Sohnes, sondern auf die Liebe Vaters. „Jesus hat uns gelehrt, Gott ‚Vater‘ zu nennen“, das sei etwas anderes als die demütige Annäherung der Muslime an Allah. Im Islam gebe es keine Heilsgewissheit, auch wenn „viele IS-Kämpfer einer Überlieferung zufolge glauben, dass 72 Jungfrauen im Paradies auf sie warten würden.“ Das aber stehe nicht im Koran, erläuterte Diehl.
Diehl hob auch hervor, dass Christen in einer tragfähigen Gemeinschaft miteinander und mit Gott leben. „Jesus hat Menschen in seine Gefolgschaft gerufen und untereinander verbunden.“ Christen eine der Glaube nicht Sympathie oder politische Einheit. Die Verbundenheit im Glauben sei stärker als alles Trennende, betonte der Pfarrer. „Diese Verbundenheit erleben wir in einer Zeit, in der Vereinzelung immer häufiger wird, als wohltuend“, sagte auch Pfarrer Holger Hanke, der als Hausherr durch den Abend führte.
Der ehemalige Leiter des Amts für Missionarische Dienste, Klaus-Jürgen Diehl, führte weiter aus, dass das Christentum durch die Konkurrenz anderer Religionen längst seine Monopolstellung verloren habe. Und machte dies an eindrucksvollen Zahlen fest: Bis 1950 seien rund 94 Prozent der deutschen Bevölkerung Mitglied in einer christlichen Kirche gewesen. Heute seien es noch rund 60 Prozent. Zurzeit leben nach seiner Information vier bis fünf Millionen Muslime in Deutschland, das entspricht rund fünf Prozent der Bevölkerung.
Die Begegnung mit gläubigen Muslimen, so betonte Diehl, zeige sicherlich Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte. Unterschiede aber würden sich irgendwann zeigen und müssten dann auch benannt werden. Gleichzeitig erlebe er, dass immer wieder Muslime über den Fanatismus und die Menschenverachtung ihrer Glaubensgenossen erschrecken würden. (fra)