Der Tag begann heute um 8 Uhr mit dem Frühstück, das wir zusammen mit den Argentiniern zusammen eingenommen haben. Um 9 Uhr ging es weiter mit einer Andacht, in der wir Lieder in beide Sprachen gesungen haben. Außerdem haben wir uns vorgestellt, indem wir uns einen Faden zugeworfen haben, aus welchem zum Schluss ein Netz geworden ist. Dieses symbolisierte die Vernetzung, getragen vom Glauben. Am Ende der Andacht gab es eine Gebetskette.
Nach einer kurzen Pause haben wir mit dem ersten thematischen Arbeitsblock angefangen. Zunächst haben wir uns über uns und unsere eigenen sozialen Netzwerke Gedanken gemacht und sollten unser Verhalten in drei Worten beschreiben. Anschließend haben wir uns in gemischten Gruppen ausgetauscht und am Ende alle Ergebnisse zusammengetragen, z.B.: “Austausch“, „Kommunikation“, „Informationen“, „Momente“ oder „Selbstdarstellung“. In der zweiten Gruppenphase haben wir Profile von verschiedenen Menschen erstellt. Im Anschluss haben wir uns Gedanken über den Begriff „Identität“ gemacht. Dabei kamen wir zu folgendem Ergebnis: Die Identität ist eine Sammlung an Charakteristika, wobei Kultur, familiäres oder soziales Umfeld, Reife und Glauben Elemente sind. Die Identität bestimmt, wer oder was wir sind, was eine Person fühlt, welche Interessen sie hat und wer diese Person ist. Schließlich haben wir uns die Frage gestellt, wo man seine Identität finden kann. Ideen waren: in der Familie, Heimat, Gesellschaft, bei Freunden oder auch unserer Kirche bzw. in unserem Glauben. Auf einer Reise kann man seine Identität finden. Wir erkannten auch: Die Identität bleibt nicht für immer, sondern verändert sich im Laufe des Lebens.
Nach dem Mittagessen haben wir uns getroffen, um unserem Superintendenten Walter Hempelmann einen Geburtstagsgruß zu schicken. Argentinier und Deutsche haben zusammen gesungen. Anschließend sind wir mit dem öffentlichen Bus zur "Facultad de ciencias forestales" gefahren. In dieser Universität gibt es 400 bis 500 Studierende - es ist eine kleine Uni. Hier gibt es Wohnungen für 350 Studenten. Die Studenten zahlen hier keine Miete, sondern nur für Wasser und Strom.
Dort erforschen sie zum Beispiel die Samen von über 300 Baumarten oder die einheimischen Bienen ohne Stachel, die nicht giftig sind. Eine Dozentin untersucht, wie viele Sorten Blütenstaub im Honig zu finden sind.
Des Weiteren pflanzen sie hier "jerva"** an. Dabei ist es schwer auf natürliche Weise durch Samen weiter zu züchten, weshalb hier neue Pflanzen durch klonen entstehen.
Auch werden in Gewächshäusern bedrohte Pflanzenarten gezüchtet. Ein anderes Projekt, an dem an der Uni gearbeitet wird: Pflanzen ohne Erde zu züchten. Mithilfe einer in Deutschland entwickelten und in England verfeinerten Konstruktion werden die Pflanzen – in diesem Fall verschiedene Salate – mithilfe einer Nährlösung und in einem geschlossenen Wasserkreislaufsystem herangezogen. So können unter anderem insgesamt 80 Prozent Wasser eingespart werden.
Gegen 17 Uhr waren wir wieder zurück im Hogar und um 20 Uhr gab es Essen, das Carlos wieder mit ein paar Jugendlichen hier vor Ort gekocht hat. Ab 21 Uhr hat die deutsche Jugendgruppe eine Spielshow, ein Musikquiz, vorbereitet und durchgeführt. In vier Gruppen haben Argentinier und Deutsche sich Fragen zu Liedern aus verschiedenen Kategorien gestellt (Filmmusik, Serienmusik, Disney, 8-Bit und Dolmetscher). Im Anschluss an die Spielshow sind die meisten Anwesenden ins Bett gegangen. Ein kleiner Teil verweilte noch ein paar Stunden im Gemeinschaftsraum, um gemeinsam Musik zu hören, sich zu unterhalten und um eine Runde bilinguales „Werwolf“ zu spielen.
Rebecca Rahn/Matthias Jörke
**jerva (oder Yerba) ist ursprünglich ein Urwaldbaum, der künstlich klein gehalten wird. Seine Blätter werden gepflückt, meist über heißem Rauch getrocknet und dann zwölf Monate gelagert. Danach werden die Blätter gebrochen und teilweise gemahlen. Sie werden für den traditionellen Mate-Tee benutzt (Anm. der Redaktion)