Wie gerne hätte man gerade in dieser Zeit in der St. Johanniskirche gesessen und erlesenen Musikern bei ihrem famosen Spiel zugehört und für ein paar Stunden den Alltag vergessen. Doch auch die Haller Bach-Tage bleiben nicht verschont von der Pandemie und alle Konzerte mussten verlegt werden. Zwischen April und Juni, wenn die Infektionslage es zulässt, sollen sie nachgeholt werden.
Doch Klassikfans und Freunde virtuoser Instrumentalisten und Vokalartisten müssen nicht so lange warten. Denn eine Veranstaltung wird digital im Online-Format stattfinden: Am kommenden Sonntag, den 7. Februar 2021 wird ab 10.00 Uhr der Festgottesdienst mit der Bach-Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ über den YouTube-Kanal der Evangelischen Kirchengemeinde Halle/Westfalen gesendet.
„Natürlich ist das nur ein Ersatz, live dabei zu sein ist etwas anderes“, sagt Friedemann Engelbert. „Beim Gottesdienst war schnell klar, dass das Digitale eine Alternative ist, da sind wir erprobt in der Gemeinde. Für die anderen Konzerte hatte ich es nicht erwogen, da hoffen wir immer noch, dass wir sie nach Ostern nachholen können“.
Die am Gottesdienst beteiligten Musiker hätten sich sehr gefreut, endlich wieder spielen zu können, berichtet Engelbert. Mit dabei sind die Sopranistin Viola Blache und der aus der Lindenstadt stammende Barocktrompeter Rupprecht Drees, welches beide international gefragte Solisten sind. Begleitet werden die Musiker vom Barockensemble „Le nuove musiche“ unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors (KMD) Friedemann Engelbert. Die Predigt hält Superintendent Walter Hempelmann.
Genau wie schon Bach es in seinen Kantaten meisterlich schaffte, theologische Aussagen mit musikalischen Harmonien zu verweben, wird auch Walter Hempelmann die Kantate mit einer christlichen Aussage in Verbindung setzen.
Während fast alle von Bachs 300 Kantaten für besondere Gottesdienste komponiert wurden, trägt „Jauchzet Gott in allen Landen“ die Überschrift „Zu jeder Zeit“.
„Da fragt man sich schon, ob das wirklich passt. Gibt es derzeit nicht mehr Grund zur Klage als Gründe zum Jauchzen, angesichts der mehr als 50.000 Toten durch Covid-19, der Situation der Flüchtlinge und angesichts der psychischen Belastung, die Corona mit sich bringt?“, fragt sich Walter Hempelmann. Er möchte mit seiner Predigt den Blick fortlenken vom Einzelnen hin zur wunderbaren Musik Bachs und sieht den Gottesdienst als „heilsame Ablenkung von den Zahlen des Robert-Koch-Institutes“, auf die alle gebannt blicken.
Im Gottesdienst wird es nicht nur die eine Kantate zu hören geben, auch eine Arie von Telemann und ein Konzertsatz von Bach für Trompete und Orchester stehen auf dem Programm.
Aufgenommen wurde der Gottesdienst „scheibchenweise“, wie Friedemann Engelbert erzählt. Am Sonntag trafen sich die Musiker mehr als fünf Stunden lang zur Aufnahme in der Kirche, am Montag standen dort Walter Hempelmann für die Predigt und Martina Hirsch als Lektorin vor der Kamera. Bild und Schnitt für den Kantatengottesdienst hat Tobias Lange übernommen, der auch zu Weihnachten schon die Festgottesdienste in Online-Formate übertrug. Für den Ton des konzertanten Anteils zeichnet sich unterdessen Gregor van den Boom verantwortlich, der im Ensemble „Le nuove musiche“ Geige spielt.
Am diesem Sonntag um 10 Uhr wird der gesamte Gottesdienst auf YouTube eingestellt, später wird auch noch eine rein musikalische Version veröffentlicht.
Für die verschobenen Konzerte der Haller Bach Tage sind unterdessen bisher schon 750 Karten verkauft worden. „Und es wurde nur eine Handvoll davon zurückgegeben!“ berichtet Laura Krause vom Haller Stadtmarketing.
Da der Kantatengottesdienst nur virtuell stattfindet und kein Klingelbeutel umher gehen kann, würde sich die Kantorei über eine Spende freuen um auch weiter hochklassige Musik bieten zu können.
Sonntagskollekte/Spenden für die Arbeit der Johanniskantorei:
IBAN: DE72 4806 2051 0181 5041 00
Verwendungszweck: Johanniskantorei
Hier geht’s zum YouTube-Kanal der Kirchengemeinde Halle: