Als die „eierlegende Wollmilchsau des Kirchenkreises“ bezeichnet Heike Groß scherzhaft ihre Stelle als Fachberatung beim Kita-Verbund. Dass diese Bezeichnung gar nicht so abwegig ist, zeigte sich für die gebürtige Kölkebeckerin schon kurz nach ihrer Einstellung zum 1. Januar 2020.
Die ausgebildete Erzieherin, Sozialfachwirtin und Auditorin musste zunächst für drei Monate in der Kita Himmelszelt einspringen, da es dort eine Leitungsvakanz gab, bevor sie als Fachberatung beginnen konnte. Dort war anschließend einer ihrer Schwerpunkte die Implementation des Bundesteilhabegesetzes, ein anderer der Kinderschutz. „Kinderschutz ist für mich ein Herzensthema, bei dem ich die Kitas unterstütze und begleite und sie dazu ermutigen möchte, ihre Verantwortung wahrzunehmen“. Doch viel Zeit blieb dafür nicht, denn kurz nach ihrem Stellenantritt kam schon Corona. „Da war viel Krisenintervention gefordert und nicht das, was ich mir eigentlich so gedacht hatte“, erzählt die 42-Jährige. Die Weiterentwicklung des Qualitätshandbuchs und das Fortbildungsmanagement sollten eigentlich auch ihre Themen werden, doch durch die Pandemie mussten diese hinten angestellt werden. Umsetzungen von Corona-Richtlinien und die Begleitung der Kitas bei Konflikten mit Eltern gehörten zum Alltagsgeschäft.
Dass sie nun als Fachberatung aufhört, hat aber nichts mit diesen Entwicklungen zu tun, sondern mit der Erfüllung eines weiteren Traums. „Ich hatte erst den Traum Erzieherin zu werden, den hab ich mir erfüllt, dann den der Fachberatung, den hab ich mir auch erfüllt. Und jetzt gehe ich auf Weltreise und erfülle mir einen weiteren Traum“, sagt Heike Groß. Mit ihrem Mann Markus hat sie ein altes Feuerwehrauto zum Wohnmobil umgebaut, mit dem es in den nächsten Jahren rund um die Welt gehen soll. Zum Start geht es nach Skandinavien um die Aurora Borealis, das Nordlicht, zu sehen. Ihre Arbeit im Kirchenkreis und mit den Kollegen wird sie dennoch vermissen: „Es war eine sehr bewegte Zeit, die sehr durch menschliche Beziehungen geprägt war“.
In letzter Zeit standen auch die Vergabe der Plätze und die Gespräche mit den Eltern der zukünftigen Kinder der noch im Bau befindlichen Kita Mamre in Halle ganz oben auf ihrer Agenda. Dabei konnte auch die Übergabe der Fachberatung schon fließend eingeleitet werden.
Aus Heike Groß Stelle werden nämlich demnächst zwei Fachberatungsstellen, eine mit einem Umfang von 30 Stunden, die zum 1. August besetzt wird und dann auch die Stellvertretung der Geschäftsleitung des Kita-Verbundes übernehmen soll. Die zweite Stelle mit 25 Stunden wird zum 1. September eingerichtet.
Die 1. Stelle übernimmt Sven Borgsen, der bei der Kita Mamre schon als externer Berater fungierte. „Es ist mein Steckenpferd, pädagogische Gruppen zu bilden, weil das entwicklungsfördernd ist für Kinder“, sagt der 38-Jährige. 18 Jahre hat er im Evangelischen Familienzentrum Ichthys in Ummeln gearbeitet, die letzten 9 davon als Leitung. „Ich habe dort auch mein Vorpraktikum gemacht und bis auf Putzen und Kochen vertraglich alle Positionen durch“, erzählt der gebürtige Bielefelder lachend. „Aber ich habe für mich jetzt klar gemacht, ich brauche eine Veränderung und ich fand es sehr spannend, dass die Fachberatungsstelle hier aufgespalten wird“.
Der ausgebildete Erzieher, Heilpädagoge und Elternbegleiter mit Zusatzqualifikationen in Sozialmanagement und Fachberatung wird sich im Kirchenkreis Halle vor allem um die Personalentwicklung und den Umgang mit dem Fachkräftemangel beschäftigen sowie mit den Themen Integration und Inklusion. Letzteres konnte er auch schon bei der Planung der Kita Mamre einsetzen, bei der er gebeten wurde bei der Gestaltung des Außengeländes und der Einrichtung selbst mitzuwirken. „Das macht richtig Laune, neue Möglichkeiten zur Barrierefreiheit und Teilhabe zu entwickeln, wie ein Leitsystem oder zum Beispiel Garderoben, die von Kindern im Rollstuhl ebenso autark genutzt werden können wie von Kindern mit Spastik, die sie robbend erreichen können“.
Den Antritt seiner neuen Stelle kann er entspannt angehen, die Kollegen sind ihm bestens bekannt: Mit seiner Vorgängerin Heike Groß hat Sven Borgsen schon früher in der KiTa Oesterweg für ein Jahr zusammengearbeitet, die Kita-Verbandsgeschäftsführerin Marlene Ens, deren Stellvertreter er wird, war früher Leiterin seiner alten Arbeitsstelle Ichthys und dort auch schon seine Vorgesetzte.