„Sollen da nicht welche mit Pferdewagen kommen?“ fragt ein Passant vor dem Steinhagener Rathaus. Einen Pferdewagen haben die Pilger zwar nicht dabei, aber zwei Lamas, die jede Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dass sollen sie auch, ebenso wie die rund 40 Wanderer starke Gruppe, die auf einer Etappe des Klimapilgerwegs auch durch den Kirchenkreis Halle unterwegs war.
Am 14. August 2021 startete der 5. Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit im polnischen Zielona Góra unter dem Titel „Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“. Schwerpunktthemen sind dieses Mal die Mobilitätswende und die Agrar- und Ernährungswende. Der Klimapilgerweg 2021 verbindet die Weltklimakonferenz 2018 in Katowice (Polen) mit der diesjährigen Weltklimakonferenz in Glasgow (Schottland) über 77 Etappen und 1.450 Kilometer. Fünf Dauerpilgernde aus ganz Deutschland laufen die ganze Strecke, ihnen schließen sich auf Teiletappen Einzelpersonen, Schulklassen oder auch andere Gruppen verschiedener Nationalitäten an und verleihen damit dem Anliegen zu mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit noch mehr Gewicht.
Die Klimapilgernden ziehen auf ihrem Weg von Polen durch Deutschland, die Niederlande und England nach Schottland auch durch Ostwestfalen und kreuzten auf der Etappe von Bielefeld nach Marienfeld auch den Kirchenkreis Halle. Von der Mamre-Patmos-Schule in Bethel ging es über die Klosterruine am Jostberg nach Steinhagen zur A33 Brücke, denn der Pilgerweg führt an Orten vorbei, an denen die Gefährdung der Umwelt noch deutlich zutage tritt, aber auch an Orten, die Lösungen für nachhaltige Entwicklung zeigen - wie die Mobilstation am Steinhagener Rathaus. Dort wurde die Gruppe von Bürgermeisterin Sarah Süß empfangen bevor es weiter ging zur St. Georgskirche nach Brockhagen. Pfarrer Dr. André Heinrich hatte ihnen dort scherzhaft die 4K’s angeboten – „Kirche, Klo, Kaffee und Kekse“, wie Mitorganisatorin und Pfarrerin Kirsten Potz vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung – kurz MÖWe, lachend erzählt. Abschließend ging es für die Truppe noch nach Marienfeld, wo Pfarrer Martin Liebschwager im Kloster eine ökumenische Andacht hielt.
Ganz unterschiedliche Menschen sind beim Klimapilgern gemeinsam unterwegs. „Es sind nicht nur Kirchennahe, die hier dabei sind, sondern Menschen, die alle gemeinsam das Ziel der Klimagerechtigkeit haben“, sagt Kirsten Potz. Unter der Woche seien es vor allem ältere Menschen, die mitgingen, am Wochenende aber auch viele Jüngere. Auf dem Teilstück im Kirchenkreis Halle waren unter anderem die Kantorin und die Leiterin der Paramenten-Werkstatt der Benediktinerinnen-Abtei Varensell, Schwester Ruth und Schwester Beate mit dabei. Ebenso Pfarrerin Ulrike Schaich mit ihren Lamas oder auch der ehemalige Steinhagener Bürgermeister Klaus Besser, der zum Schmerzpunkt A33 seine Erfahrungen schilderte. Und mit Heinz-Otto Babilon auch jemand, der schon 2015 auf dem ersten Klimapilgerweg mit dabei war. „Weil mir Klima ein Anliegen ist“, lautet die Begründung des 72-Jährigen lapidar für seine erneute Teilnahme.
Der 5. Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit ist ein überregionales Projekt kirchlicher Hilfswerke (Brot für die Welt, Misereor, Missio, Renovabis, Adveniat, Sternsinger), katholischer Bistümer und evangelischer Landeskirchen in Deutschland. Am 29. Oktober wird er in Glasgow enden, bis dahin sind alle Interessierten eingeladen sich noch anzuschließen für einzelne Etappen.