Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet die Diakonie Petra Gensorowsky in den Ruhestand. 33 Jahre lang hat die Diplom-Psychologin bei der Familien- und Erziehungsberatungsstelle gearbeitet. „Es war sehr schön, auch wenn es nicht immer leicht war. Es war zum Beispiel schwierig auszuhalten das meine Hilfe unglaublich begrenzt ist, denn seelische Verletzungen können nur wenig geheilt werden“, erzählt die 65-Jährige. Schön hingegen war für sie zu sehen, wie Menschen ihr Leben wieder in die Hand nehmen „und wissen, was sie tun wollen und warum sie dies tun wollen“. Auch Petra Gensorowsky selbst hat ihr Leben stets selbst in die Hand genommen.
Nach der mittleren Reife machte sie zunächst eine Ausbildung zur Steueranwärterin und stieg danach schnell zur Steuerobersekretärin auf. „Ich saß da als junge Frau vor hohen Aktenbergen und habe die bearbeitet. Aber das war mir zu langweilig“, sagt die Psychologin. 1978 ließ sie sich auf eigenen Wunsch aus dem Dienst entlassen, um zunächst ihre Hochschulreife am Oberstufenkolleg der Universität Bielefeld zu machen und dann zu studieren. Ihre Eltern waren der Meinung „Das rechnet sich niemals“, doch das konnte Petra Gensorowsky nicht von ihrer beruflichen Neuorientierung abbringen. Zunächst schwankte sie noch zwischen Medizin, Jura und Psychologie. „Das Interesse am Menschen, an der Seele und am Geist hat mich dann zur Psychologie gebracht“, sagt die gebürtige Bielefelderin.
Schon während des Studiums arbeitete sie beim Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen mit, später absolvierte sie ein Praktikum an der Bernhard-Salzmann-Klinik in Gütersloh im Bereich für Suchtkranke.
Noch aus dem Erziehungsurlaub nach der Geburt ihrer Tochter Julia heraus bewarb sie sich bei der Familien- und Erziehungsberatungsstelle. Bei der damals noch an der Brockhäger Landstraße beheimateten Stelle begann sie zunächst als Honorarkraft, erst 1996 bekam sie eine Festanstellung. Auf Fachtagungen, in Kursen und Fortbildungen eignete sie sich zusätzliches Wissen an vor allem im Bereich des Kindesschutzwohls. Beratungen für Mitarbeiter von Kitas, offener Jugendarbeit und Co und der Umgang mit Kindeswohlgefährdung waren dabei ein Schwerpunkt. Außerdem baute Petra Gensorowsky die Außenstelle der Beratung in Harsewinkel mit auf und betreute sie bis zu ihrem Ruhestand. In den letzten vier Jahren orientierte sie sich noch einmal neu und betreute vor allem die Trennungs- und Scheidungsberatung.
„Wir sind dankbar für ihre einfühlsame, kompetente, zuverlässige und Mut machende Arbeit. Sie hat das Motto der Diakonie „Nah am Menschen“ in wunderbarer Art und Weise verkörpert und wahrgenommen“, sagt Diakonie-Geschäftsführer Ingo Hansen über seine scheidende Mitarbeiterin. Auch die Leiterin der FEB Monika Causemann ist voll des Lobes. „Mit Humor und kritischem Blick, mit dem Wunsch den Dingen auf den Grund zu gehen hat sie ihre Arbeit gemacht und ist dabei den Menschen stets mit Offenheit, Empathie und Wertschätzung begegnet“, sagt die Diplom-Pädagogin.
Sport, Malen, Singen, und wenn es die pandemische Lage zulässt, auch wieder Reisen mit ihrem Ehemann hat Petra Gensorowsky für den Ruhestand geplant. Und irgendwann soll auch ein Umzug nach Münster folgen, wo schon ihre Kinder Julia und Malte sowie die Enkelkinder leben.
Petra Gensorowskys Platz im multidisziplinären Team der Familien- und Erziehungsberatungsstelle soll auch wieder neu besetzt werden, die Diakonie ist derzeit in Vertragsverhandlungen mit einer potenziellen Nachfolgerin.