Am ersten Freitag im März findet in mehr als 150 Ländern der Weltgebetstag der Frauen statt. Diese größte, weltweite ökumenische Basisbewegung von Frauen gibt es seit 1887. Sie macht sich stark für die Rechte von Frauen und Mädchen in Kirche und Gesellschaft. Jedes Jahr werden Gebete, Gedanken und Lieder von christlichen Frauen aus einem anderen Land vorbereitet.
2022 stammte die Liturgie aus England, Wales und Nordirland. Schottland gehört zwar auch zum Vereinigten Königreich, hat aus historischen Gründen jedoch ein eigenes Weltgebetstags-Komitee, das im freundschaftlichen Verhältnis zum englischen Komitee steht. Die Gottesdienste wurden vor Ort von Frauen unterschiedlicher Konfessionen gestaltet. Den Rahmen bildeten die Liturgie mit Texten und Liedern der Frauen aus den drei Ländern des Vereinigten Königreichs.
Auch im Kirchenkreis Halle gab es viele Veranstaltungen zum Weltgebetstag. Im ökumenischen Gottesdienst in der St. Jacobi-Kirche Werther brachte zum Beispiel Barbara Rudorf den Besuchern die Schönheiten – aber auch die Probleme – der drei Länder in einem Vortrag nahe. Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber jedes Land hat auch seinen ganz eigenen Charakter: England ist mit 130.000 qkm der größte Teil des Königreichs – mit über 55 Millionen Menschen leben dort etwa 85 % der Gesamtbevölkerung. Seine Hauptstadt London ist wirtschaftliches Zentrum sowie internationale Szene-Metropole für Mode und Musik. Die Waliser/innen sind stolze Menschen, die sich ihre keltische Sprache und Identität bewahrt haben. Es heißt, in dem Land gebe es mehr Schafe als Menschen, nämlich dreimal so viele. Mit Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch hat Wales den längsten Ortsnamen Europas. Von der Schließung der Kohleminen in den 1980er Jahren hat sich das Land wirtschaftlich bisher nicht erholt. Grüne Wiesen, unberührte Moorlandschaften, steile Klippen und einsame Buchten sind typisch für Nordirland. Jahrzehntelange gewaltsame Konflikte zwischen den protestantischen Unionisten und den katholischen Republikanern haben bis heute tiefe Wunden hinterlassen.
Im Mittelpunkt der Liturgie stand in diesem Jahr der Bibeltext aus Jeremia 29, 1-14. Der Prophet hatte zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft den Auftrag erhalten, Gottes Plan und seine Zuversicht den verschleppten Israeliten zu verkünden und ihnen Gottes Verheißung kundzutun, damit sie die Hoffnung auf Gottes Zusage nicht verlieren.
Diese Botschaft ist heutiger wichtiger denn je, denn auf der ganzen Welt schauen die Menschen mit Verunsicherung und Bangen in die Zukunft. Niemand weiß, wie es mit der Pandemie weitergeht. Viele schauen ängstlich auf den weiteren Kriegsverlauf Russlands gegen die Ukraine. Immer mehr Menschen rutschen in die Armut, sind einsam oder erleiden häusliche Gewalt. Stellvertretend für alle Menschen erzählen drei Frauen aus England von ihrem Schicksal und wie sie es geschafft haben, sich mit Hilfe ihres Glaubens an Gott aus ihrer jeweiligen Lage zu befreien. In Werther gaben Renate Brinkhoff als Lina, Doris Piekorz als Nathalie und Marietheres Jostmann als Emily diesen Frauen ein Gesicht. Bedrückend sind ihre Lebensgeschichten, die vom ausgeschlossen sein berichten. Lina hilft, ihre vier Enkelkinder aufzuziehen. Da ihr wenig Geld zur Verfügung steht, verzichtet sich selbst oft auf Essen, damit ihr Sohn und die Kinder nicht hungern müssen. Natalie spricht von der ständigen Angst, da sie von ihrem Partner körperlich, emotional und sexuell missbraucht wird. Emily ist allein und isoliert, nachdem sie ihr Gehör verlor. Ihre Erlebnisse mit Gott wendeten das Leben ins Positive. Sie sind gewiss: „Gott schenkt uns Hoffnung, Gott schenkt uns eine Zukunft. Er hat Pläne mit uns!“
2023 kommt der Gottesdienst für den Weltgebetstag aus Taiwan mit dem Titel „Glaube bewegt.“ -dag-