Ganz neue Wege beschreitet die Gemeinde Harsewinkel seit fünf Monaten mit dem neuen IPT, dem Interprofessionellen Pastoralteam. Nach dem Ruhestand von Pfarrer Martin Liebschwager sollten damit neue personelle Möglichkeiten geschaffen werden. Das IPT ist ein Konstrukt, bei dem ein Pfarrer zusammen mit einem Diakon oder Gemeindepädagogen ein gleichberechtigtes Team bildet.
In Harsewinkel arbeitet seit Oktober 2022 Diakonin Louisa Schwarze mit Pfarrer Jörg Eulenstein zusammen. Ihre Schwerpunkte hat sie in der Durchführung, Organisation und Mitwirkung bei den Martin-Luther-Kids, dem Krippenspiel, Kinder-Bibel-Tagen, Gottesdiensten, Mini-Gottesdiensten und auch dem 23-Uhr-Heiligabend Gottesdienst.
Nun hat die 30-Jährige zum Ablauf ihrer Probezeit gekündigt und wird die Gemeinde zum 28. Februar wieder verlassen. „Ich finde das Konstrukt IPT sehr cool und es begeistert mich, wie viele Möglichkeiten es bietet. Aber ich habe festgestellt, dass es für mich persönlich nicht das Richtige ist“, sagt Louisa Schwarze.
Zwei Gründe wiegen für sie dabei schwer: Sie war mit ihrem Freund im Sommer noch vor der Zusage zur Stelle in eine wunderschöne Wohnung in Bielefeld-Vilsendorf gezogen. Bei einer 45-minütigen Fahrtzeit von Bielefeld aus ständig nach Harsewinkel zu pendeln, ist auf lange Sicht für sie nicht umsetzbar, ein Umzug kommt nicht in Frage. Die IPT Stelle erfordert aber flexible Arbeitszeiten – morgens eine Besprechung, abends eine Sitzung und ähnliches. Meistens lohnte es sich für Louisa Schwarze nicht, zwischendurch nach Hause zu fahren und 10-Stunden-Tage waren keine Seltenheit. „Ich habe gemerkt, dass mir das nicht gut tut“ sagt die Diakonin offen und ehrlich.
Der Grund für ihre Kündigung sei keinesfalls die Gemeinde, das Presbyterium oder ihr Kollegenteam, auch eine neue Stelle hat sie noch nicht in Aussicht: „Ich habe mich schlussendlich, wenn auch schweren Herzens, dazu entschieden zu kündigen. Bevor ich gehe, ist mir eines aber noch besonders wichtig zu sagen: Danke, an all die wunderbaren Menschen, die mich in dieser Zeit in meinem Arbeitsalltag begleitet haben. Ein besonderes Dankeschön geht an meinen lieben Kollegen Jörg Eulenstein, der mich mit seiner unbändigen und wunderbar herzlichen Begeisterung jederzeit unterstützt hat“.
Auch Jörg Eulenstein bedauert diesen Schritt sehr, kann die Beweggründe aber nachvollziehen. Das Konstrukt IPT hält er nach wie vor für sinnvoll, vor allem, da es auch in der Gemeinde gut akzeptiert wurde. „Das IPT ist ein guter Weg und kann eine Gemeinde wahnsinnig bereichern, man kann die eigenen Fähigkeiten einbringen und es werden einem hier auch keine Steine in den Weg gelegt“, sagt der Gemeindepfarrer. Wie es jetzt genau in Harsewinkel weitergeht und ob die IPT Stelle wieder ausgeschrieben wird, soll nun mit dem Presbyterium besprochen werden. „Ich stelle mich aber darauf ein, dass ich erst einmal alleine hier bin und bekomme für Vertretungen Kollegen zur Unterstützung. Aber generell sind wir alle sehr, sehr traurig, dass Louisa geht“.
Deswegen soll Louisa Schwarze auch offiziell verabschiedet werden in den Gottesdiensten am 25. und 26. Februar, zu denen Interessierte herzlich eingeladen sind.