Niemand ist ohne Namen. Aber viele Menschen sind ohne Kontakte. Ohne Kontakte zu Angehörigen oder zu einem sozialen Umfeld. Und wenn so ein Mensch stirbt, gibt es oft niemanden, der für eine würdevolle Bestattung aufkommen kann. Oder es kann kein „Bestattungspflichtiger“, wie es im Amtsdeutsch heißt, ermittelt werden. „Keiner hat es verdient, einfach zu verschwinden“, sagte Beate Dirkschnieder, die mit Sozialpfarrer Matthias Blomeier über die Initiative berichtete – während eines der beliebten „Kamingespräche“ im Haus Tiefenstraße in Werther.
Mehr als 35 Menschen hatten den Weg an den Kamin gefunden, um zu hören, was sie über ihr Projekt zu erzählen hatten. In der Stadt Bielefeld sterben im Jahr bis zu 150 Menschen, die eine anonyme Urnenbestattung, bezahlt vom Sozialamt bekommen. Und diesen Menschen, hinter denen viele traurige Schicksale stehen, möchte die Initiative einen Namen, ihre Menschenwürde und eine feierliche Erinnerung schenken.
Vierteljährlich werden diese Erinnerungsfeiern ausgerichtet, eingeladen wird dazu u.a. mit einer Anzeige in den Zeitungen. Hier werden Name, Geburtsort- und Datum und das Sterbedatum genannt, um Menschen, die einen der Verstorbenen kannten, die Möglichkeit zu geben, an der Feier in der Kapelle des Sennefriedhofes teilzunehmen.
Ehrenamtliche der Initiative laden ebenfalls ein: sie besuchen die Orte, an denen die Verstorbenen zuletzt lebten und schauen ob es Freunde, Nachbarn oder Kollegen gibt, die teilnehmen möchten. An einem Freitagmittag findet die Erinnerungsfeier dann statt, in einem ganz feierlichen Rahmen, mit vielen Gästen, mit professionellen Musikern.
Diese sehr wertschätzende Feier hat schon christliche Züge, es wird das Vater unser gebetet und es gibt einen Segen – man möchte den oft kirchenfernen Menschen den christlichen Glauben jedoch nicht „überstülpen“. Es werden Lieder gesungen, Texte verlesen und über das Leben nachgedacht, Es werden Gedanken zu Verstorbenen vorgetragen, deren Namen nochmals ausgesprochen und dabei eine Kerze angezündet. Nach Kaffee und Kuchen im Vorraum der Kapelle besteht anschließend noch für alle die Möglichkeit, zum Gräberfeld zu gehen und die Grabplatten mit Namen zu betrachten. Andenken an die Verstorbenen dürfen dort ebenfalls abgelegt werden.
Diese ganz besondere Initiative, die in Bielefeld von den Bielefelder Hospizinitiativen, dem evangelischen Sozialpfarramt, Bethel regional, dem Umweltbetrieb der Stadt und dem Bestatterverband getragen wird, finanziert sich nur über Spenden. Am Kamin in Werther lauschten die Zuhörer sehr interessiert den gemeinsamen Ausführungen von Matthias Blomeier und Beate Dirkschnieder und scheuten sich auch nicht, interessierte Nachfragen zu stellen. Um am Ende des Kamingespräches festzustellen: Unbedacht Verstorbenen einen würdigen Abschied zu geben, bewahrt die Würde der Verstorbenen und unsere eigene.
Falls Sie gerne für diese wertschätzende Initiative spenden möchten: Unbedacht Verstorben/DE42 3506 0190 2006 6990 68/BIC GENODED1DK/Verwendungszweck: W259C. –sge