Im Hochwassergebiet wurde unsere Hilfe nicht mehr benötigt, Rumänien war einigen Eltern aufgrund des Ukrainekrieges zu gefährlich, und so war ich nicht wenig erstaunt, als mir ein Mitarbeiter des Gustav Adolf-Werks die Burg Finstergrün im Lungau in Österreich für einen Arbeitseinsatz vorschlug, auf der Martin Rieker so viele Jahre Kinderchorfreizeiten durchgeführt hat. Die Burg dient der Evangelischen Jugend Österreich als Freizeitheim und liegt in gut 1.000 Metern Höhe, umgeben von Felsen und Wäldern.
Unsere Gastgeber hatten eine lange Liste von notwendigen Reparatur- oder Renovierungsarbeiten: Teile des Mauerwerks mussten verfugt, ein Zaun am sogenannten „Kirchsteig“ erneuert, eine Rampe für den Hackschnitzelbunkel gegossen, marode Holzständer in Keller ersetzt und neue Elektrokabel im vierten bis sechsten Stock des Turms in der Wand verlegt werden.
Die 22 ehrenamtlichen Helfer im Alter von 13 bis 68 Jahren leisteten hervorragende Arbeit. Wie gewohnt bildeten wir kleine Teams, die jeweils von einem Handwerker geleitet wurden. So konnten wir stets an drei bis vier Projekten gleichzeitig arbeiten.
Wir übernachteten in den Gästezimmern im Turm. Ein tolles Frühstück und zwei warme Mahlzeiten steigerten die Motivation.
„Warum könnt ihr solche Arbeitseinsätze nicht in Halle machen?“ fragte mich neulich ein lieber Mensch aus unserer Gemeinde. Prinzipiell wäre das sicher möglich, aber ich glaube nicht, dass es im Alltag mit allen Verpflichtungen, sonstigen Aufgaben, Terminen und Kontakten ähnlich gut funktionieren würde. Das Aufbrechen in die Ferne, das „Sich-ganz-in-das-Projekt-Hineinbegeben“, die Mahlzeiten und Feierabende, die Morgen- und Abendandachten, aber auch das gemeinsame Übernachten verleihen den Baufreizeiten ihren besonderen Charme.
Unsere Gastgeber kannten uns noch nicht. Sie ahnten, dass eine engagierte Gruppe auf die Burg kommen würde. Sie hatten aber nicht damit gerechnet, dass so viel Arbeit erledigt werden würde und besonders die Jugendlichen mit so viel Elan ans Werk gehen und auch durchhalten würden.
Ein ganz besonderes Geschenk für uns war das „Dankeschön-Bankett“ im Rittersaal am letzten Abend, mit dem niemand von uns gerechnet hätte. Die wunderschön gedeckte Tafel im vornehmsten Saal der Burg, die köstlichen Speisen und Getränke bei loderndem Feuer im Kamin werden uns sicher immer in Erinnerung bleiben.
Bernd Eimterbäumer