Im Jahr 1964 wurden die Haller Bach-Tage – damals noch „Drei Bach-Tage“ genannt – ins Leben gerufen. In 60 Jahren wurde daraus das heute über die Region hinaus bekannte Klassik-Festival.
Im Jubiläumsjahr bietet die Veranstaltung vom 26. Januar bis zum 11. Februar 2024 neben Gottesdiensten dreizehn Konzerte, die zwischen zwei großen Musikern aufgespannt sind: Johann Sebastian Bach und Georg-Friedrich Händel. Die beiden im Jahr 1685 Geborenen wohnten in einer Entfernung von nur 140 Kilometern und trafen sich doch nie. Händel unternahm 1750 einen Versuch. Als er jedoch in Leipzig eintraf, war Bach kurz vorher gestorben.
Wie kam es zum Thema der 60. Haller Bach-Tage? Der künstlerische Leiter, Kirchenmusikdirektor Friedemann Engelbert, wurde durch einen Witz dazu inspiriert. Ein Deutscher fragt einen Engländer, ob er den wunderbaren, 1685 geborenen, Komponisten Bach kenne, worauf dieser antwortet: „Well, of course, I know him, but I think, we call him Handel!“
Die Musiker machten unterschiedliche Karrieren. Händel war Kosmopolit. Geboren in Halle/Saale, führte ihn sein Weg über Hamburg, Italien und Hannover nach London, wo er 47 Jahre lebte – weshalb er oft als britischer Bach bezeichnet wird. Sein Ruhm brach auch nach dem Tod nie ab. Anders als bei Bach, der seiner mitteldeutschen Heimat weitgehend treu blieb und nach dem Tod zunächst in Vergessenheit geriet.
Die Bach-Tage starten am 26. Januar 2024. Das britische, weltweit führende und 2023 für den Grammy nominierte, Vokalensemble VOCES8 wird das Publikum mit „London by Night“ begeistern. Weitere Höhepunkte sind das einen Tag später stattfindende Konzert „Händel im Pub“ mit dem Ensemble „I Zefirelli“, die Johannis-Passion am 28. Januar, ein Festkonzert mit Werken von Bach und Händel am 4. Februar sowie als Schlusspunkt Händels Oratorium „Israel in Egypt“ am 10. Februar. Englisch-inspirierte Konzerte, ein Jugend-Tanzprojekt, Veranstaltungen mit international erstrangigen Ensembles, Kinderkonzerte und eine Kunstausstellung komplettieren das Programm.
60 Jahre Haller Bach-Tage sind auch ein Anlass für einen Rückblick. Beim Pressegespräch ist sich Initiator Burghard Schloemann, der das Festival bis 1988 leitete, sicher: „Musik von Bach kann man nicht beschreiben, sie muss für sich selbst sprechen.“ Dem heute 88-Jährigen sei es damals weniger um die „musikalische Denkmalpflege“ gegangen, er wollte lebendiges Leben in der Stadt. Sein Nachfolger Martin Rieker, der für die nächsten 30 Jahre das Gesicht der Bach-Tage wurde, ergänzt: „Ich bin sehr, sehr dankbar für die Zeit! Wir hatten stets Leute um uns, die Feuer hatten und verrückt nach Kunst waren“.
Friedemann Engelbert übernahm 2019 die Leitung. Der Kantor, der bei Schloemann studiert und von Rieker im Orgelspiel unterrichtet worden war, sei froh, dass Corona keinen Tiefschlag bedeutet habe. Er sieht eine gute Perspektive für die Haller Bach-Tage. „Das Kuratorium ist ausgetauscht, es gibt neue Gesichter bei der Stadt – und alle haben Lust und sind mit ganzem Herzen dabei!“ bedankt er sich damit gleichzeitig für die gute Zusammenarbeit bei der Stadt, der Kirche und den Sponsoren. Halle sei zum Begriff geworden. Gastfreundschaft, kurze Wege, verschiedene Aufführungsorte, ein tolles Publikum sowie ein Motto, dass sich wie ein roter Faden durch das Festival zieht – all das trage zum Erfolg bei. Viele Menschen seien mit dem Festival aufgewachsen.
Den hohen Stellenwert der Haller Bach-Tage, die aktualisierte Musik von biblischen Texten bieten – und das nicht nur in Konzerten, sondern auch in Gottesdiensten, hob Superintendent Dr. André Heinrich hervor. Bürgermeister Thomas Tappe resümierte: „Halle ist stolz aus die Bach-Tage. Die Menschen sind begeistert, das ist ein Fest für die ganze Stadt in dieser dunklen Jahreszeit!“
Karten und weitere Informationen gibt es online unter www.haller-leben.de/Bach oder telefonisch unter 05201/183-338. -dag