„In meiner Straße Stolpersteine, Vögel singen und ich weine. Hier könnt' jeder Name stehen, irgendeiner, irgendeiner. Doch hier steht deiner“ singt der Rapper Trettmann in seinem Lied "Stolpersteine". Es handelt von dem gleichnamigen Projekt des Künstlers Gunter Demnig, der Pflastersteine mit Messingtafeln in ganz Europa ersetzt. Darauf zu lesen: die Namen von Opfern des Nationalsozialismus. Auch an der Hauptstraße in Künsebeck liegt ein solcher Gedenkstein, der nun im Mittelpunkt einer Andacht des Pfarrbezirkes Künsebeck stand. Jana Eisenstein-Schlote und Liv Girod hatten die Gedenkfeier vorbereitet und konzipiert, zu der rund 35 Besucher kamen.
Nach der ungewöhnlichen, aber ungeheuer passenden Introduktion mit dem Rap von Trettmann erinnerten die beiden nicht nur an Christian Schalk, der nur 33 Jahre alt werden durfte. Aus tiefer christlicher Überzeugung heraus verweigerte der Zeuge Jehovas, in dem er sich strikt an die christlichen Gebote hielt, („Du sollst nicht töten“), den Hitlergruß und den Dienst an der Waffe. Der Stolperstein an seinem ehemaligen Zuhause an der Hauptstraße in Künsebeck ist nicht nur Gedenken an Schalk, er ist auch ein Symbol für die anderen Opfer des Holocausts und er ist Mahnmal.
„Mit der auffallenden Farbe dieses Steines, fällt er direkt ins Auge. Das heißt, wenn man normal hier an der Hauptstraße lang geht und diesen Stolperstein sieht, stolpert man quasi gedanklich darüber. Man ist sofort bei den Betroffenen der Nationalsozialisten, bei den Opfern, denn jeder dieser Steine steht für ein Opfer der Nazis. Weltweit erinnern mittlerweile über 100.000 Stolpersteine an Menschen, die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen geworden sind“, gab Liv Girod zu denken.
Seit 1996 ist der 27.Januar als Gedenktag im bundesdeutschen Kalender vermerkt. Am 27.Januar 1945 wurden die beiden Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz und das 3km davon entfernte Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Schätzungsweise fielen 12 Millionen Menschen dem totalitären nationalsozialistischen System zum Opfer.
„Was so unvorstellbar in unseren Ohren klingt, soll bei einigen Unbelehrbaren auch heute wieder Realität werden. Menschen, die nicht der Norm, dem Schema, dem System entsprechen, sollen in diesem Land kein Platz haben. Und genau aus diesem Grund sind solche Gedenktage wie heute wichtiger denn je. Wir gedenken den Opfern, erinnern uns und wollen damit nicht vergessen. Denn das Vergessen eröffnet einen Raum für die Wiederholung all dieser Gräueltaten“, mahnte Jana-Eisenstein-Schlote.
Wichtig sei, sich auszusprechen gegen Hetze, gegen Gewalt und gegen Rassismus. Haltung zu zeigen und für Nächstenliebe zu appellieren. „Wir als Christinnen und Christen müssen Flagge zeigen, laut sein, Aufstehen und darauf verweisen, dass kein Mensch ein lebensunwerter Mensch ist, denn vor Gott sind wir alle gleich“, lautete der Appell der Andacht.