Seit mehr als zwanzig Jahren findet in Halle eine Gedenkveranstaltung der Haller Schulen in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde für die Opfer des Nationalsozialismus statt. „Es gibt einen Kooperations-Leistungskurs Geschichte des Kreisgymnasiums und der Gesamtschule“, erläuterte Geschichtslehrer Robert Ewerszumrode. „An der heutigen Veranstaltung nehmen Schülerinnen und Schüler der Q2 des KGH und des 9. Jahrgangs der Gesamtschule teil“, ergänzte sein Kollege.
„Auch wenn wir keine Schuld tragen, befreit uns das nicht von der Verantwortung, etwas zu tun, damit so etwas nie wieder vorkommt! Bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben, daher ist es wichtig, dass wir als Schülerinnen und Schüler dem Holocaust gedenken.“ Mit diesen Worten eröffnete Schüler Veit Andernacht die Gedenkveranstaltung in der St. Johanniskirche. „Sechs Millionen europäische Juden wurden im Holocaust getötet. Erinnerung hat kein Verfallsdatum“, ergänzte Mitschülerin Mia Rahnenführer und zitierte den Spruch, der am Eingang zum Konzentrationslager Auschwitz zu lesen ist: „Wer die Geschichte nicht erinnert, ist verurteilt, sie neu zu durchleben.“ Nach zwei Musikstücken gedachten Schülerinnen und Schüler der jüdischen Opfer aus dem Kreis Halle, der politisch Verfolgten, der Zwangsarbeiter und deren Kinder durch verlesen ihrer Namen und deren Kurzbiografien.
Pfarrer Tim Henselmeyer ging in seiner Ansprache auf den Lebenslauf der heute 102 Jahre alten Margot Friedländer ein. Als Teenagerin wegen ihrer Religion gemoppt, musste sie Zwangsarbeit leisten und mit ansehen, wie ihr Bruder und ihre Eltern ins Konzentrationslager Auschwitz verschleppt wurden. 23-jährig wurde sie ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, überlebte, zog in die USA und kam 2010 zurück nach Berlin. Ihre Lebensaufgabe sieht sie darin, für das Erinnern einzustehen. Ihr Aufruf: „Respektiert Menschen!“
Im Anschluss zogen Bürgermeister Thomas Tappe, Pfarrer Tim Henselmeyer, Lehrer, Schülerinnen und Schüler schweigend zum Familie-Isenberg-Platz und legten Kerzen und Steine am Mahnmal nieder, Bürgermeister Thomas Tappe Blumen. Es folgte eine Schweigeminute, bevor alle sichtlich bewegt auseinandergingen. –dag-