Werther. Am ersten Freitag im März findet in mehr als 120 Ländern der Weltgebetstag der Frauen statt. Diese größte, weltweite ökumenische Basisbewegung von Frauen gibt es seit 1927. Sie macht sich stark für die Rechte von Frauen und Mädchen in Kirche und Gesellschaft. Jedes Jahr werden Gebete, Gedanken und Lieder von christlichen Frauen aus einem anderen Land vorbereitet – 2024 aus Palästina. Dies hatte im Vorfeld wegen der aktuellen politischen Situation – Israel und die Hamas befinden sich seit dem 7. Oktober letzten Jahres im Krieg - für besondere Herausforderungen gesorgt. Da palästinensische Sichtweisen als Kritik an Israel und somit als antisemitisch verstanden werden könnten, wurde die ursprüngliche Weltgebetstags-Ordnung in Deutschland zurückgezogen und überarbeitet. In einer neuen Fassung wurde sie um Texte ergänzt oder mit Erläuterungen versehen.
Vor Ort gestalteten Frauen unterschiedlicher Konfessionen an 8 Orten im Kirchenkreis Halle die ökumenischen Gottesdienste – so auch in Werther. Im Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde informierte Marie-Luise Redecker-Sobiech über Palästina: Ein Land mit keinem zusammenhängenden Staatsgebiet, knapp 5 Millionen Einwohnern, einer sehr jungen Bevölkerung (im Gaza-Streifen die Hälfte unter 18 Jahren) und mit hoher Arbeitslosigkeit. Religion: 98 % sind muslimisch/sunnitisch – nur 1,2 % sind Christen.
Um die Frauen zu respektieren, die die Liturgie vorbereitet und geschrieben haben, wurden die Geschichten der drei palästinensischen Frauen, die vom Glauben, ihrem Alltag und der Friedenssehnsucht berichten, beibehalten. Da ist Eleonora (Annegret Weber), deren Familie 1947 aus Jerusalem flüchten musste und die trotz aller Hindernisse und Rückschläge zahlreiche Projekte durchgeführt und damit vielen Menschen ein besseres Leben ermöglicht hat. Oder Sara (Renate Brinkhoff), deren Vorfahren aus Jaffa vertrieben wurden und die die Schlüssel – ein inzwischen weltweites Sehnsuchts-Symbol - mitgenommen hatten in der Hoffnung, eines Tages in ihr Haus zurückkehren zu können. Und da ist Lina (Marie-Luise Redecker-Sobiech), die vom Leben und Tod ihrer Tante Shireen Abu Akleh berichtete. Die Journalistin, eine Christin, wurde zur Legende. Sie war die Stimme für palästinensische Erfahrungen, stand an der Seite derer, denen Leid zugefügt wurde. Für Lina wurde sie zum Vorbild, um in Liebe für Wahrheit einzutreten. Am 1. Mai 2022 wurde Shireen Abu Akleh während eines Presseinsatzes erschossen.
Unter der Leitung von Pastorin Claudia Bergfeld gelang es den Frauen aus den Gemeinden Häger und Werther, in einem bewegenden Gottesdienst sehr behutsam mit den diesjährigen Herausforderungen umzugehen. Bei allen Mitwirkenden besteht die Hoffnung, dass der Weltgebetstag dazu beiträgt, dass das Band des Friedens weltweit, in Israel und Palästina, im Nahen Osten und bei uns in Deutschland wieder neu geknüpft wird. Beim anschließenden Essen konnten alle Teilnehmenden ins Gespräch kommen und den Abend ausklingen lassen.
Der Weltgebetstag 2025 kommt von den Cookinseln und trägt den Titel „I Made You Wonderful“.
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